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Mit Menschen mit Behinderung arbeiten -
Pädagogische Weiterbildung für Pflegekräfte
Beschreibung
In vielen Einrichtungen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung arbeiten mittlerweile oft auch fachfremde Kräfte, die zwar über eine pflegerische Ausbildung verfügen, aber sich bei behinderungsspezifischen Themen nicht sicher fühlen.
Diese Lehrgangsreihe möchte daher pädagogische, medizinische und psychologische Grundlagen rund um das Thema Behinderung vermitteln, die Pflegefachkräfte
während ihrer Ausbildung nicht oder nur eingeschränkt gelernt haben. Es geht hierbei einerseits um eine Auseinandersetzung mit den vorherrschenden Paradigmen der Eingliederungshilfe, wie Selbstbestimmung, Personenzentrierung und Empowerment und wie diese konkret in der Arbeit umgesetzt werden könnten. Andererseits werden auch Grundkenntnisse über verschiedene Behinderungsarten und den Umgang damit sowie medizinische und psychologische Basiskenntnisse vermittelt.
Die Lehrgangsreihe gliedert sich in drei Module, zwei dreitägige und ein zweitägiges.
Nach der Veranstaltung setzen die Teilnehmenden innerhalb von zwei Monaten die gelernten Inhalte im Rahmen eines in der eigenen Einrichtung durchgeführten Kurzprojekts zur Förderung der Selbstbestimmung eines Menschen mit Behinderung um.
Das Projekt wird selbstständig in Absprache mit dem Klienten bzw. der Klientin gewählt, Verlauf und Ergebnisse des Projektes werden in einer schriftlichen Arbeit (ca. zehn Seiten) festgehalten. Während der Durchführung können die Dozentinnen zur Beratung kontaktiert werden.
Die Durchführung der Förderaktivität und das Verfassen der Projektarbeit sind Voraussetzung für den erfolgreichen Abschluss der Weiterbildung.
Nach Besuch aller drei Module und Abschluss der Projektarbeit erhält jeder Teilnehmende ein Zertifikat.
Pflegefachkräfte, z. B. Seniorenpfleger*innen oder Gesundheits- und Krankenpfleger*innen, die in Einrichtungen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung arbeiten und ihre pädagogischen Fachkenntnisse erweitern wollen.
Wenn Sie über eine andere Berufsausbildung verfügen und an dieser Lehrgangsreihe teilnehmen möchten, kontaktieren Sie uns bitte, damit wir die individuellen Voraussetzungen klären können.
Modul 1:
Pädagogische Grundlagen und aktuelle Leitbilder in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung
Teilhabe gestalten
Im ersten Modul der Lehrgangsreihe wird das Augenmerk auf den Schwerpunkt der Eingliederungshilfe gelegt.
In § 1 des Bundesteilhabegesetzes (SGB IX) ist festgeschrieben, dass Menschen mit Behinderungen Leistungen erhalten um die „volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu fördern, Benachteiligungen zu vermeiden oder ihnen entgegenzuwirken“.
Was bedeutet „volle“ und „wirksame“ Teilhabe genau? Wie kann man Menschen mit kognitiver oder komplexer Beeinträchtigung bei der Umsetzung ihrer individuellen Teilhabewünsche assistieren und begleiten? Was ist selbstbestimmte Teilhabe und was ist daran besonders? Was bedeutet Teilhabe für Sie und gibt es einen Unterschied zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung?
Sie erfahren viele Hintergründe zu Ihrer täglichen Arbeit und werden dabei unterstützt, Ihre Tätigkeiten durch die Teilhabe-Brille zu sehen und gemeinsam zu beleuchten. Weiterhin erfahren Sie, dass Ihre Haltung eine wichtige Grundlage zur gelingenden Teilhabe ist.
Inhalte:
- Von der Nächstenliebe zur Teilhabe – historische Reise durch die Behindertenhilfe
- Behinderung hat verschiedene Sichtweisen – Definitionen
- Teilhabe von erwachsenen Menschen – Abgrenzung zu Pflege und Pädagogik
- Vom Betreuer zur Assistenz – Wie sich unsere Tätigkeit verändern muss
- Bedarfsermittlung – Wie werden Teilhabewünsche und -ziele festgestellt?
- Teilhabe – ein kurzer Blick in die Gesetze
- Blick in die Praxis – verschiedene Teilhabemöglichkeiten
Pädagogische Grundlagen
Dieser Seminarteil bietet einen umfassenden Einblick in die Grundzüge pädagogischer Arbeit. Ziel ist eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle im beruflichen Alltag. Fragen nach Leitmotiven für die Arbeit mit Menschen mit Behinderung werden ebenso behandelt wie Fragen der Selbstbestimmung, Förderung von Interessen oder Umgang mit Partnerschaft und Sexualität.
Dabei spielt der Umgang mit Nähe und Distanz eine große Rolle. Es wird eine reflektierende Haltung eingenommen, die es ermöglicht zum einen persönliche Grenzen zu wahren, aber auch den Umgang mit Grenzen der pädagogischen Arbeit oder mit Selbstbestimmung zu betrachten. Dabei wird der Fokus sowohl auf Eigenschutz als auch auf Gewaltprävention gelegt.
Die beiden Tage sind methodisch abwechslungsreich gestaltet und bieten sowohl inhaltlichen Input als auch die Möglichkeit zur intensiven Auseinandersetzung mit eigenen Fallbeispielen.
Inhalte:
- Definitionen von Behinderung (Dopplung zum Vortag) – Meine Haltung zu Menschen mit Behinderung
- Umgang mit Nähe und Distanz
- Empowerment als Leitmotiv für die Arbeit mit Menschen mit Behinderung
- Kommunikation und Konfliktlösung
- Selbstbestimmung anerkennen (z. B. Sexualität und Partnerschaft, Umgang mit „ungesunden Verhaltensweisen“, Förderung von individuellen Hobbies)
- Gewaltprävention
Modul 2:
Praxis und Methoden der Alltagsbegleitung und Förderung von Menschen mit Behinderung; Selbsterfahrung „Behinderung“
Das zweite Modul widmet sich der Theorie und Praxis der Förderung von Menschen mit Behinderung in der pädagogischen Alltagsbegleitung sowie im Rahmen gezielter Förderangebote. Zunächst erfolgt eine Einführung in ethische und methodische Prinzipien der Förderung sowie den strukturellen Aufbau der Förderplanung.
Die an Teilhabe- und Selbstständigkeitsförderung orientierten Assistenzformen werden gemeinsam erkundet, angewandt und reflektiert.
Die Teilnehmenden lernen bedeutsame Konzepte und Hilfsmittel zur Stärkung von Kommunikation und Selbstbestimmung kennen und erproben ihre Anwendung in
praktischen Übungen.
In einem Exkurs können die Teilnehmenden dann selbst Barrieren erfahren: In Partner- und Gruppenübungen werden verschiedene Behinderungsarten simuliert, sodass die Teilnehmenden erleben können, wie es sich anfühlt, blind oder gehörlos zu sein, Körperbehinderungen oder Wahrnehmungsbeeinträchtigungen zu haben. Diese Erfahrungen können zu einem besseren Verständnis im Umgang mit Menschen mit Behinderung beitragen.
Abschließend erfolgt ein Blick über den Tellerrand der Einrichtung der Behindertenhilfe auf die Konzepte der Lebenswelt- und Sozialraumorientierung. Gemeinsam werden Überlegungen angestellt, wie der Austausch mit dem sozialen Umfeld der eigenen Einrichtung im Sinne der gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung gestärkt werden kann.
Inhalte:
1. Tag: Grundlagen
- Förderplanung und Förderprozess
- Methodische Prinzipien der Begleitung von Menschen mit Behinderung
- Assistenzformen (Theorie und Praxis)
- Fachliche Reflexion
2. Tag: Ausgewählte Konzepte und Hilfsmittel
- Unterstützte Kommunikation
- Leichte Sprache
- Persönliche Zukunftsplanung
- Exkurs: Sensibilisierung durch Selbsterfahrung
(Brigitte Beck, Referentin Freiwilligendienste, Lebenshilfe-Landesverband Bayern)
3. Tag:
- Lebenswelt- und Sozialraumorientierung
- Auftrag und Beratung zur Projektarbeit
Modul 3:
Medizinische und psychologische Grundlagen häufiger Behinderungsarten
Medizinische Grundlagen
Im Modul 3 wird es an Tag 1 um die medizinischen Grundlagen rund um Behinderungsarten und psychiatrische Krankheitsbilder gehen.
Sie werden lernen, wie geistige Behinderungen entstehen und welche Merkmale und Erscheinungsformen die häufigsten Behinderungsarten haben.
Auch Menschen mit geistiger Behinderung können psychisch erkranken, daher bekommen Sie zusätzlich einen Überblick über häufige psychiatrische Krankheitsbilder wie Schizophrenie, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen und Demenz sowie Anregungen für den Umgang mit den sogenannten Doppeldiagnosen.
Inhalte:
- Grundlagen häufiger Behinderungsarten
- Abgrenzung psychische Erkrankung <–> geistige Behinderung
- Grundlagen häufiger psychischer Erkrankungen (z. B. Schizophrenie,
Borderline, Demenz, Depression, Angst- und Zwangsstörungen) - Umgang mit Doppeldiagnosen
Psychologische Grundlagen
Am Tag 2 beschäftigen wir uns mit der psychologischen Seite Ihrer Arbeit.
Sie werden die Grundlagen der Entwicklungspsychologie kennenlernen und wir werden gemeinsam erarbeiten, welche Bedürfnisse Menschen mit Behinderung
haben. Damit Sie selbst seelisch gesund bleiben, widmen wir uns dem Thema Resilienz sowohl aus Sicht der Pflegekräfte als auch zur Ressourcenförderung für die Menschen mit geistiger Behinderung.
Darüber hinaus werden Sie Handwerkszeug für den Umgang mit herausforderndem Verhalten und Krisen bekommen, damit Sie auch in schwierigen Situationen sicher und angemessen handeln können.
Inhalte:
- Grundlagen Entwicklungspsychologie
- Bedürfnisse
- Resilienz
- Umgang mit herausforderndem Verhalten
- Umgang mit Krisen, Anlaufstellen
1. Modul:
- Teilhabe gestalten:
Barbara Dengler, Referentin Selbstvertretung Lebenshilfe-Landesverband Bayern e. V. - Pädagogische Grundlagen:
Sandra Löffler, Dipl.-Sozialpädagogin (FH)
2. Modul:
Martina Diehm, Dipl.-Sozialpädagogin (FH), Master of Publich Health (MPH)
3. Modul:
Katrin Wiesneth, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Heilpraktikerin
375,00 €
Lehrgangsgebühr pro Modul
Zusätzlich pro dreitägigem Modul:
91,50 €
Verpflegung ohne Übernachtung (Tagesverpflegung)
134,50 €
Verpflegung bei Übernachtung (Vollverpflegung)
140,00 €
Übernachtung im Einzelzimmer
Zusätzlich pro zweitägigem Modul:
61,50 €
Verpflegung ohne Übernachtung (Tagesverpflegung)
83,50 €
Verpflegung bei Übernachtung (Vollverpflegung)
70,00 €
Übernachtung im Einzelzimmer
Übersicht
Termin
1. Modul:
17.04.2023, 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr
18.04.2023, 09:00 Uhr bis 18:00 Uhr
19.04.2023, 09:00 Uhr bis 17:00 Uhr
2. Modul:
15.05.2023, 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr
16.05.2023, 09:00 Uhr bis 18:00 Uhr
17.05.2023, 09:00 Uhr bis 17:00 Uhr
3. Modul:
14.06.2023, 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr
15.06.2023, 09:30 Uhr bis 17:00 Uhr
Ort
Lebenshilfe Fortbildungsinstitut, Erlangen
Kitzinger Str. 6
91056 Erlangen